Stauung im Steinbruch, im Rahmen von Mitkunstzentrale, Enthüllt, Zitadelle Spandau, Juni 2024
Für die Arbeit Stauung im Steinbruch begeben wir uns mitten hinein in die problematischen Figurengruppe Deutscher Geschichte, die jetzt, in ihrem zweiten Leben, kollektiv das Proviantmagazin der Zitadelle bewohnen. Trotz fehlender Nasen, abgeschlagener Köpfe und verlorener Gliedmaßen, sind sie durch ihre problematischen und teils bedrohlichen Erinnerungen energetische Mediatoren und beharrliche Übermittler von Erinnerungen, vergessener Geschichte und Zeitklüften. Sie aus dem stadträumlichen Erbe zu entfernen und unter museale Beobachtung zu stellen, ist eine verständliche Vorsichtsmaßnahme. Beobachtete verhalten sich einfach besser.
Nach Abriss, Lagerung, Beschreibung und Wiederaufbau sind sie jetzt am Erdboden angekommen – ohne Hauptrolle. Nichtrepräsentative Übermittler von Erinnerungen, eingewoben in Materie. Mit ihrem diffusen Geplapper begleiten sie die vorbeiziehenden Jahrhunderte – vielleicht noch lange nachdem wir menschlichen Mitbewohner verschwunden sind. Ihre mineralische Substanz, geformt aus vulkanischen Gestein und Meeresbedeckung, ist für uns meist nur Ressource, Besitzmasse und Materiallager.
Jenseits unserer eingeschränkten Wahrnehmung, ist ihre Substanz ein Transporter über Nichtmenschliche Zeitspannen hinaus. Aus dem Steinbruch, entlassen in die Zukunft, konfrontieren sie uns mit Größenordnungen, die alles Menschliche parodieren – Maßstäbe mit dem Potential, unseren Hochmut zu verunsichern und unsere kurze Geschichte mit Chaos zu vermischen.
Entlang dieser, gebrochenen Perspektive unternehmen wir performative Streifzüge durch unser Kollektiv, das von menschlichen und nichtmenschlichen Akteuren bewohnt wird.