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Arbeiten / 2011

antagon

ant_04

Installation, Performance, Video (6.30 min), Dresden, 2011

Antagon setzt am Paradox einer „kommenden“ Zukunft an, die nicht in der Gegenwart dargestellt werden kann, und dennoch im Hier und Jetzt stattfinden muss. Aktivistische Praktiken sind in diesem Kontext überaus wichtig, um den Antagonismus und die Forderung nach radikaler Demokratie in immer weitere gesellschaftliche Bereiche zu tragen.

 

blackbblock/IM KOMMEN/Metaploitik/Antagon

Es ist nicht zu übersehen, dass wir mit der liberalen Demokratie gerade an Grenzen stoßen, die alle Gesellschaftsteile betreffen: Wachsende Ungleichheiten, die Herrschaft der Konzerne, apathische Bürger und die weltweite Hegemonie, einiger Teile des Westens zeigen uns, dass Demokratie weit von ihrer Verwirklichung entfernt ist. Die kreative Spannung, die durch die teilweise unkompatiblen Prinzipien Liberalismus und Demokratie entsteht, weicht dem Gesellschaftsmodell einer Konsenspolitik der Mitte, ohne wirkliche Konfrontation. Dazu droht das politisch Imaginäre seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion gänzlich zu verschwinden. Das westlich liberale Demokratiemodell präsentiert sich dagegen als einzig unübertreffliche Realisierung der Demokratie. Dabei scheint ihr die Fähigkeit abhanden gekommen zu sein Leidenschaften zu mobilisieren und ist ein Projekt das in der Hauptsache damit beschäftigt ist Gesellschaft zu verwalten. Gerade mitten in einer massiven Finanzkrise zeigt sich ihre Unfähigkeit die Krise politisch zu bewältigen.  Da erscheint  es dringender denn je notwendig sich Gedanken über die Nachfolgestruktur der kapitalistischen Weltwirtschaft zu machen.

Für Derrida verkörpert Demokratie die Struktur eines „Kommen“, das verschwinden würde, sobald es realisiert wäre. Das Projekt Demokratie ist demnach als offener Prozess zu verstehen, der letztendlich unerreichbar bleiben muss, um eine Ausstrahlungskraft weit in unsere Gesellschaft zu haben. Etwas, auf das wir uns dauernd beziehen müssen, aber nie erreichen. Dieses „Kommende“ gilt es immer wieder neu zu deuten und „einzufärben“ (Oliver Marchat), für dieses „Kommende“ gilt es neue Denkräume zu öffnen und die Vorstellungskraft dafür zu erweitern – alles Prozesse, die für künstlerische Praxen Voraussetzung sind. Aber ebenso wichtig ist es diesen offenen Prozess ständig mit widerständischen Selbstbefragungen zu beleben. Dies können radikal utopische politische Bewegungen ebenso sein wie Ideologie und Theorie oder drastische Ästethtik.

Die Wirksamkeit von Kunst in Hinblick auf das demokratische Projekt, besteht vor allem im Verwischen von Grenzen, in der Neuaufteilung der Beziehungen zwischen Raum und Zeit, zwischen dem Realen und dem Fiktiven. Künstlerische Praxen helfen uns, den realen Kern von Erscheinungen und Utopien zu erkennen und Spielräume zu öffnen, in denen sich die Trennung von Fiktion und Dokumentation aufweichen lassen. Dazu kommt die Artikulation von Distanz Räumen zum Staat. Unserer Einschätzung nach kann engagierte Kunst in diesem Feld wenigstens eine homöpathische Wirkung entfalten die sich wissenschaftlich nicht belegt lässt  aber dennoch eine nachweisbare Wirkung in der Gesellschaft entfaltet.

Unsere Projekt Reihe setzt am Paradox einer „kommenden“ Zukunft an, die nicht in der Gegenwart dargestellt werden kann, und dennoch im Hier und Jetzt stattfinden muss. Aktivistische und widerständige Praktiken sind in diesem Kontext überaus wichtig, um den Antagonismus und die Forderung nach radikaler und lebendiger Demokratie zu mobilisieren.

Der Kontext, in dem wir uns mit dieser Arbeit bewegen, sind selbstorganisierte Kollektive, oder Gemeinschaften, die gegenüber dem Mainstream im Unsichtbaren existieren. Projekte, die – anders als die bildende Kunst – nicht nur Zeichen und Symbole verändert, sondern in einem beschränkten Rahmen in die Realität eingreifen. Unsere Arbeit will eine „kreative Spannung“ herausarbeiten, die in einer abstrahierten Form aufzeigt, wie heterogene, vielstimmige und eigenverantwortliche Alternativen sichtbar werden können.

Bis zum jetzigen Zeitpunkt gibt es dazu eine Reihe von Arbeiten die sich mit diesen Fragen auseinandersetzen. Unter anderem eine Dokumentation über  Friland einem autonomen Lebensraum mit sechzig Bewohnern in Dänemark.  Die Performance blackblock während der 1.Mai Demo in Aarhus/DK, bei der versucht wird Forderungen nach gesellschaftlichen Alternativen eine Form zu geben noch bevor sie in Sprache übersetzt werden können. Ein Interview mit dem Soziologen  Mikkel Bolt Rassmusen zu Autonomen Zentren in Kopenhagen. Sowie eine essayistische Film Reflexion über psychedelische Erfahrungen in den leeren Wüstenlandschaften Kaliforniens,  die auch als politische Erkenntismethode eingesetzt werden können. Und zuletzt die Performance Antagon. Das dabei entstehende Bild ist das einer abstrakten Gemeinschaft die aus Widersprüchen entsteht welche zwangsläufig ihre eigene Veränderung sowie die Zukunft erzeugt und bestimmt. Demokratie ist keine feste Form sondern vielmehr die Deformation der Gesellschaft durch sich selbst.